01. April 2020

Nachgefragt: Corona und Kinder

Das Städtische Klinikum Dresden ist auch und gerade während der Corona-Pandemie auf Patienten aller Altersgruppen vorbereitet. Wir haben mit Dr. Norbert Lorenz, Oberarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, über das Thema „Corona und Kinder“ gesprochen.

IMG_20200326_145050Oberarzt Dr. Norbert Lorenz

Viele Eltern machen sich in dieser Zeit berechtigte und irrationale Sorgen um ihre Kinder. Was sollte man über COVID-19 wissen und können Sie einige Ängste nehmen?
Corona-Viren kennen wir schon lange, sie sind vor allem Auslöser für so manche Erkältungskrankheiten. Das erste Corona-Virus, das Probleme bereitet hat, ist im Jahr 2003 das SARS (Schwere Akute Respiratorische Syndrom)-Virus gewesen. Aus den Verlaufsdaten dieser Erkrankung können wir jetzt einige Rückschlüsse ziehen, auch wenn es ein paar Besonderheiten gibt. An COVID-19 erkranken Kinder typischerweise eher mit leichteren Symptomen als Erwachsene, oft ist der Infekt von normalen Erkältungen nicht zu unterscheiden.

Welche Symptome hatten positiv getestete Kinder?
Typische Symptome sind am Anfang Durchfall, schnelles Atmen und schneller Herzschlag gewesen, manche hatten Schnupfen, waren müde. Die meisten litten an einem harmlosen Infekt. Fieber war eher selten, leichtes Fieber hatte ein Viertel der Kinder, hohes Fieber zeigten nur zehn Prozent. Gerade ein Drittel zeigte einen positiven Röntgenbefund. Behandelt wurde symptomatisch und mit Atemhilfe. Wichtig war es, den Flüssigkeitshaushalt zu stabilisieren.

Kann man etwas zur Ansteckung sagen?
Die meisten Kinder haben sich in der Familie angesteckt. Eine Sorge der Epidemiologen dabei ist, dass die Kinder zwar nur leicht und eventuell unbemerkt erkranken, aber trotzdem Überträger sind. Allerdings wird es ohnehin häufiger werden, dass wir einen Überträger treffen. Insbesondere dann, wenn wir uns nicht an die Vorgaben zur Kontaktsperre halten.

Besteht eine erhöhte Infektionsgefahr, wenn Eltern mit dem Kind rausgehen?
Im Gegenteil, frische Luft ist gut, man sollte aber auf genug Abstand zu anderen Menschen achten.

Was sollte man sonst beachten?
Hygieneregeln gelten ebenso für Familien, das heißt: Viel Hände waschen, in den Ellenbogen nießen und husten, häufig Lüften, Kontakt vermeiden.

Und wenn der „Lagerkoller“ kommt?
Wenn man selbst nicht mehr gegen steuern kann, findet man  aktuell viele Hilfsangebote, zum Beispiel von der Landeshauptstadt unter https://bit.ly/2UqltFD. Auch unser Klinikum bietet eine psychologische Beratungshotline an unter Telefon: 0351 856-6351.  

Können Schwangere das Virus auf das Kind übertragen?
Da sagen alle Daten bisher nein. Im ersten Drittel der Schwangerschaft ist trotzdem Vorsicht angebracht, weil hohes Fieber der werdenden Mutter in diesem Zeitraum für das Kind gefährlich werden kann.

Darf eine erkrankte Mutter stillen?
Ja natürlich, nach allem was wir wissen, erscheint das Virus nicht in der Muttermilch. Anders sieht es aus, wenn die Mutter Medikamente einnimmt, die dem Kind schaden könnten.

Wie hat sich die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin auf die Corona-Pandemie vorbereitet?
Wie alle Kliniken sind wir sehr darauf bedacht, die Weiterverbreitung des SARS-CoV-2 Corona-Virus einzudämmen. Aktuell finden nur unbedingt notwendige Termine statt, Routinetermine sagen wir ab. So sind wir für unsere Patienten voll einsatzbereit und niemand muss befürchten, sich hier anzustecken. Wir haben eine komplette bauliche Trennung für die Aufnahme von COVID-Verdachtsfällen und die zunehmende Verfügbarkeit von Tests, lässt uns schneller reagieren. Aktuell sehen wir in der COVID-Aufnahme (Telefon: 0351 856-2560) am Tag drei bis sechs Kinder, bisher ist der Test bei allen negativ gewesen.

Und wer entbinden möchte?
In der Geburtshilfe haben wir einen Kreißsaal-Bereich mit eigenem Operationssaal (für Kaiserschnitt) für COVID-(Verdachts-)Fälle baulich komplett von den anderen getrennt. Der Saal verfügt über Möglichkeiten der spezialisierten Betreuung von Müttern, gesunden und kranken Neugeborenen bis hin zu sehr kleinen Frühgeborenen. Zur Geburt können die Väter gern mitkommen, auf der Wochenstation gibt es aktuell keine Besuchsmöglichkeit.

Wie ist es mit der Besuchsregelung bei Kindern, die in Ihrer Klinik behandelt werden?
In der Kinderklinik darf ein Elternteil beim Kind bleiben.