Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie (Friedrichstadt)

Pankreaskarzinom operative Behandlung

Die chirurgische Entfernung ist die einzige Behandlung, die eine Chance auf Heilung verspricht. Leider ist nur bei 15 – 20 % aller Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs eine komplette chirurgische Entfernung des Tumors möglich. Bei der häufigsten Lokalisation des Tumors im Pankreaskopf wird eine sog. „Kausch-Whipple-Operation“ durchgeführt. Dabei wird neben dem Bauchspeicheldrüsenkopf ein Teil des Gallenganges, der Zwölffingerdarm und die Gallenblase und bei einzelnen Patienten auch ein Teil des Magens mitentfernt.

Die Kausch-Whipple-Operation wurde am Anfang des 20. Jahrhunderts von Prof. Walther Kausch in Deutschland erstmals durchgeführt und in den USA von Prof. Ellen O. Whipple weiterentwickelt und etabliert (Abb. 1). In der Regel wird heutzutage im Unterschied zur klassischen Kausch-Whipple-Operation kein Magenanteil entfernt. Diese Operation wird „pyloruserhaltende partielle Pankreatikoduodenektomie (PPPD)“ oder Operation nach Traverso genannt (Abb. 2).

Bei Mitbefall der Pfortader wird der befallene Venenteil entfernt und direkt oder durch ein Interponat rekonstruiert. In seltenen Fällen ist auch bei Befall von Arterien eine Tumorentfernung mit dem betroffenen Teil der Arterie möglich. Bei Tumoren im Pankreaskörper und Schwanz der Bauchspeicheldrüse erfolgt eine sog. Linksresektion. Hierbei wird der linke Anteil der Bauchspeicheldrüse mit der Milz entfernt. Bei Lokalisation des Bauchspeicheldrüsenkrebses im Korpusbereich, also der Mitte der Bauchspeicheldrüse, kann in seltenen Fällen auch eine Segmentresektion der Bauchspeicheldrüse mit Erhalt des Kopfes und des Schwanzes der Bauchspeicheldrüse durchgeführt werden.

Durch die verbesserte bildgebende Diagnostik kommt es zu einer zunehmenden Entdeckung von zystischen Tumoren in der Bauchspeicheldrüse. Durch die komplette Entfernung dieser zystischen Tumoren kann bei vielen Patienten die Entstehung eines Krebses verhindert werden.

Auch wenn der Tumor vollständig entfernt werden kann, können einzelne Krebszellen, welche in das umgebende Gewebe oder in andere Organe eingewandert sind, im Körper verbleiben. Diese Krebszellen sind zum Zeitpunkt der Operation nicht nachweisbar. Deshalb wird heutzutage grundsätzlich eine zusätzliche Chemotherapie und in Einzelfällen auch eine Chemo- und eine Strahlentherapie empfohlen.

Ist der Tumor nicht sicher im Gesunden zu entfernen, wird heute zunehmend vor der Operation eine Chemotherapie oder eine Bestrahlung mit Chemotherapie vorgeschaltet. Ziel dieser Behandlung ist es, den Tumor zu verkleinern.

Ist eine vollständige Tumorentfernung definitiv nicht mehr möglich, ist das Ziel der Behandlung, die Symptome des Patienten zu lindern (sog. palliative Therapie). Bei Gallerückstau und Gelbsucht muss der Galleabfluss wieder hergestellt werden. Dies kann durch die Einlage eines Röhrchens (Stents) in den Gallengang geschehen. Alternativ kann ein Dünndarmanteil auf die Gallenwege genäht werden (sog. biliodigestive Anastomose). Wenn der Tumor in den Zwölffingerdarm einwächst, muss die dadurch verursachte Störung des Nahrungstransportes durch eine sog. Umgehungsoperation behoben werden. Dabei wird eine Verbindung zwischen Magen und Dünndarm hergestellt (sog. Gastroenterostomie). Chemotherapie und Strahlentherapie sind bei nichtentfernbarem Bauchspeicheldrüsenkrebs leider nur von begrenztem Nutzen. Der derzeitige Standard in der Behandlung des nichtentfernbaren Bauchspeicheldrüsenkrebses ist die Chemotherapie meist mit Gemcitabine. Dieses Medikament ist gut verträglich und zeigt bei einigen Patienten einen Effekt auf das Tumorwachstum. Es wird zurzeit intensiv daran geforscht, neuere und wirksamere Behandlungen des Bauchspeicheldrüsenkrebses zu entwickeln.

 

Die Operation des Bauchspeicheldrüsenkrebses ist in den letzten Jahren sehr sicher geworden. Durch die Fortschritte in der chirurgischen Therapie und der Chemotherapie sind die Chancen bei kompletter Tumorentfernung, 5 Jahre zu überleben, gestiegen. Allerdings kommt es bei vielen Patienten zu einem Wiederauftreten der Tumorerkrankung.

Es gibt viele klinische Untersuchungen, um die beste Behandlung für diese Patienten zu erarbeiten. In Studien werden Patienten verschiedenen Behandlungsgruppen zugeordnet, um diese dann zu vergleichen.

  

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Abb. 1: Klassische Kausch-Whipple-Operation mit Teilentfernung des Magens

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 Abb. 2: Pyloruserhaltende Kausch-Whipple-Operation mit Erhalt des Magens