Anästhesiologie und Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie (Friedrichstadt)

Die Anästhesie als Teilgebiet der Chirurgie

1849-1945


In der Literatur wird das Jahr 1846 als das Geburtsjahr der modernen Anästhesie angegeben. Am 16.10.1846 führte der Zahnarzt William T. MORTON in Boston erfolgreich die erste öffentliche Äthernarkose bei einer Operation durch. Die anästhesierende Wirkung des Äthers und auch des Lachgases waren jedoch bereits einige Zeit zuvor erkannt und versuchsweise genutzt worden. Auch in der Zeit weit vor 1846 erfolgten operative Eingriffe teilweise unter "Narkose" durch Verwendung von Opium, Alkohol oder "wundertätigen Kräutern", mitunter jedoch mit einer gravierenden Nebenwirkung: die Patienten erwachten nicht mehr aus dem Schlaf.
Nur ein Jahr nach der ersten erfolgreichen Präsentation einer Allgemeinnarkose mittels Äther war diese Narkoseform in Deutschland bekannt geworden, im gleichen Jahr wurde in Deutschland die Betäubung mit Chloroform eingeführt. Bis zur Entstehung einer eigenständigen Fachdisziplin "Anästhesie" sollte es in Deutschland jedoch noch über hundert Jahre dauern. Bis zu dieser Zeit war die Durchführung einer Allgemeinnarkose eine Angelegenheit des chirugischen Fachgebietes, dabei bediente sich der Operateur im allgemeinen eines chirurgischen Assistenten oder einer Narkoseschwester.

1849 wurde in Dresden-Friedrichstadt ein neues Stadtkrankenhaus eröffnet. Als 1. Oberarzt der Chirurgischen Abteilung wurde Eduard ZEIS berufen (1849 - 1868). ZEIS kannte die Äthernarkose seit 1847 aus seiner Zeit in Marburg. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts erfolgten die Eingriffe, zu denen eine Vollnarkose notwendig war, jedoch vorwiegend unter Verwendung von Morphium und Chloroform. Unter Oskar Wilhelm STELZNER, Leiter der Chirurgischen Abteilung am Stadtkrankenhaus von 1881 bis 1900, wurde die Äthernarkose aufgrund ihrer besseren Anwendbarkeit und ihrer geringeren Nebenwirkungsrate wieder verstärkt durchgeführt. Daneben hatte es in dieser Zeit in Deutschland große Fortschritte auf dem Gebiet der Anwendung lokalanästhetischer Verfahren gegeben. 1904 lag die Anzahl operativer Eingriffe im Stadtkrankenhaus bei 1208, davon fanden 844 Eingriffe in Narkose statt.

Als eigene "Heimstätte" der Chirurgie wurde auf dem Krankenhausgelände im Jahr 1874 das "Neue Haus" (heute Haus N) eröffnet. Darin wurden die Patienten der "Äußeren Abteilung", später "Chirurgische Abteilung", behandelt. Um die Möglichkeiten für die operative Chirurgie zu verbessern, wurde 1882 in einem Anbau am "Neuen Haus" ein größerer Operationssaal eingerichtet. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgten unter Albert FROMME (Klinikleiter der Friedrichstädter Chirurgischen Abteilung von 1921 bis 1956) weitere umfangreiche Umbaumaßnahmen am Haus N, in deren Folge die Operationssäle mit modernen Überdruck-Narkosegeräten (Modell Tiegel-Henle-Haertel) ausgestattet wurden.
Wegen der Bombenangriffe gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Teile der Friedrichstädter Klinik in die Krankenanstalten nach Arnsdorf verlegt. Nach dem verheerenden Bombenangriff auf die Stadt Dresden am 13.02.1945 mußte das Krankenhaus aufgrund des Ausfalls der Wasser- und Stromversorgung komplett geräumt werden, obwohl die eigentlichen Zerstörungen auf dem Krankenhausgelände im Vergleich zur Innenstadt gering waren. Nach der Rückverlegung erfolgte bis zum Kriegsende die weitere Versorgung der Dresdner Bevölkerung in Kellerstationen. Nach Ende des Krieges begann der Wiederaufbau. Ende 1946 war der Operationsbetrieb im Haus N wieder möglich.