Anästhesiologie und Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie (Friedrichstadt)

Narkose

 

Die Narkose ist ein medizinisches Verfahren, welches angewandt wird, um diagnostische und therapeutische Eingriffe zu ermöglichen. Sie wird in der Regel von einem Anästhesisten (= Narkosearzt) durchgeführt.

Die Geschichte der Narkose reicht weit zurück. Bereits aus dem alten Ägypten und dem Mittelalter ist die Nutzung des Morphins zur Schmerzbekämpfung bei Operationen überliefert. Im Jahre 1846 verabreichte MORTON erstmals erfolgreich Äther zur Betäubung während einer Operation. Von dieser Zeit an erfuhr die Medizin auch auf diesem Teilgebiet eine rasante Entwicklung, die noch bis heute anhält. 1898 führte BIER die Spinalanästhesie ein.

Seit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist die Anästhesie ein eigenständiges Fachgebiet. In Deutschland ist die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) der Dachverband, welcher Leit- und Richtlinien herausgibt.

Im Folgenden wird auf den Ablauf und die verschiedenen Möglichkeiten der Narkose eingegangen.

Trotz der enormen Fortschritte auf dem Gebiet der Anästhesie und der daraus resultierenden zunehmenden Sicherheit der angewandten Verfahren sind häufig die Ängste der Patienten vor der Narkose größer, als vor der eigentlichen Operation. Das Aufklärungsgespräch, welches regelhaft vor der Operation geführt wird, dient dem Abbau dieser Ängste und soll über den Narkoseablauf sowie die eventuell bestehenden Risiken und Nebenwirkungen der Anästhesieverfahren informieren. Für geplante Eingriffe wird es im Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt in der Anästhesie-Ambulanz durchgeführt. Hier stehen mehrere Anästhesisten zur Verfügung, um die Patienten über die geplante Narkose aufzuklären. Der Vorteil einer eigenständigen Ambulanz liegt in der Möglichkeit einer individuellen Aufklärung des Patienten unter Wahrung einer vertraulichen Atmosphäre zwischen Arzt und Patient. Wir können jedoch nicht garantieren, daß Sie am Operationstag auch von dem Anästhesisten betreut werden, der mit Ihnen das Aufklärungsgespräch geführt hat.

Sollten Sie ein Aufklärungsgespräch benötigen und nicht stationär im Krankenhaus liegen, beispielsweise bei einer geplanten ambulanten Operation, so können Sie unter Telefon 0351 - 480 1670 einen Termin vereinbaren. Bringen Sie bitte etwas Zeit mit, Wartezeiten lassen sich mitunter nicht ganz vermeiden.

Für das Gespräch ist es wichtig, daß Sie den Aufklärungsbogen für Narkose und Regionalanästhesie gelesen und die Fragen beantwortet haben. Dieser sogenannte "gelbe Bogen" ist auf Ihrer behandelnden Station und auch in der Ambulanz erhältlich. Es kann sehr hilfreich sein, wenn sie aktuelle Befunde (EKG, Röntgenbild der Lungen, Lungenfunktionstests, Berichte von anderen Operationen u.s.w.) von Ihrem Hausarzt mitbringen. Auch der aktuelle Medikamentenplan ist äußerst wichtig! Denn bestimmte Arzneimittel müssen vor geplanten Operations- bzw. Anästhesieverfahren pausiert werden, beispielsweise Medikamente, welche die Blutgerinnung beeinflußen.

In der Anästhesieambulanz: Übergabe des "gelben Bogens"In der Anästhesieambulanz: Übergabe des "gelben Bogens"

Inhalte des Gespräches sind die Vorerkrankungen des Patienten, die Auswahl eines geeigneten Narkoseverfahrens und die Aufklärung darüber. Sie werden über das Nüchternheitsgebot belehrt und es wird nach Bedarf und Wunsch eine Beruhigungsmedikation am Abend vor und am Tag der Operation verordnet. Bei der Auswahl des Verfahrens gilt stets der Grundsatz: Höchstmaß an Sicherheit für den Patienten!

Das Aufklärungsgespräch in einer vertraulichen UmgebungDas Aufklärungsgespräch in einer vertraulichen Umgebung

Für Operationen bei Kindern gelten bis auf wenige Ausnahmen die gleichen Vorgaben, wie für Erwachsene. Genaueres erfahren Sie von dem aufklärenden Narkosearzt. 

 

Kurz bevor Sie in den OP-Bereich gebracht werden, erhalten Sie auf Station Ihre verordnete Beruhigungsmedikation. In Ihrem Bett werden Sie von einer Schwester oder einem Pfleger Ihrer Station in den OP-Saal begleitet. Dort werden Sie von Ihrem Narkosearzt in Empfang genommen. Sie werden auf den OP-Tisch umgelagert und in den Vorbereitungsraum, ein Raum in unmittelbarer Nähe des OP-Saals gebracht. Hier werden Sie an die Überwachungsgeräte angeschlossen, die auch während der gesamten Zeit der Operation bis zu Ihrem Erwachen angeschlossen bleiben.

Nach Anlegen eines Zuganges zu einer Vene wird Ihnen eine Infusion (= Tropf) angehängt, um das Flüssigkeitsdefizit durch die Nüchternzeit auszugleichen. Bei einer Vollnarkose werden hierüber dann auch die Medikamente zum Einleiten der Narkose gegeben und Sie schlafen ein.

Während der gesamten OP-Zeit ist Ihr Anästhesist bei Ihnen, überwacht die Organfunktionen, paßt die Narkose dem Verlauf der Operation an und ist jederzeit bereit, auf eventuelle Zwischenfälle zu reagieren.

Nach Beendigung der Operation wird die Zuführung der Narkosemedikamente beendet und Sie Erwachen kurze Zeit später. Nach der Operation werden Sie wieder in Ihr Bett umgelagert und in einem Aufwachraum weiter betreut. Dort bleiben Sie, bis Ihre Organfunktionen so stabil sind, daß Sie wieder auf Normalstation verlegt werden können. Außerdem erfolgt im Aufwachraum die weitere Schmerztherapie. Im Regelfall sind Sie ein bis zwei Stunden nach Ende der Operation wieder auf Ihrer Station.

Im Aufwachraum nach der OperationIm Aufwachraum nach der Operation

Nach größeren Eingriffen kann es nötig sein, sie auf die Intensivstation (Station C 27) zu übernehmen.

 

Bei einer Vollnarkose wird Ihnen nach den Vorbereitungen im Einleitungsraum eine Maske über Mund und Nase gesetzt. Über diese atmen Sie reinen Sauerstoff ein.

Über die Maske erhält der Patient reinen SauerstoffÜber die Maske erhält der Patient reinen Sauerstoff

Wenn die Lungen ausreichend mit Sauerstoff aufgefüllt sind, erhalten sie über den venösen Zugang die Narkosemedikamente. Dieser Vorgang gewährleistet eine sanfte und schnelle Narkoseeinleitung.

Die Narkosemedikamente werden gespritzt: Der Patient schläft einDie Narkosemedikamente werden gespritzt: Der Patient schläft ein

Nach dem Einschlafen werden Sie dann, je nach OP-Dauer, per Hand über die Maske beatmet, oder es wird Ihnen ein Beatmungsschlauch vor den Kehlkopf (Larynxmaske) beziehungsweise in die Luftröhre (Tubus) gelegt.

Der Anästhesist prüft die korrekte Lage des TubusDer Anästhesist prüft die korrekte Lage des Tubus

Diese Verfahren sind nötig, um eine ausreichend gute Beatmung zu gewährleisten. Außerdem schützt der Tubus vor dem Einatmen von Speichel und Mageninhalt (= Aspiration).

Gelegentlich kommt es nach einer Vollnarkose zu Übelkeit und Erbrechen. Dies ist jedoch in den letzten Jahren weniger geworden. Sollte eine solche Neigung von vorangegangen Narkosen bekannt sein, so können wir dies präventiv behandeln. In ganz seltenen Fällen kommt es zu einem krampfartigen Verschluss der Atemwege oder zu Stoffwechselentgleisungen (maligne Hyperthermie). Selten sind Schluck- und Stimmstörungen oder Zahnschäden nach einer Vollnarkose mit Beatmung über eine Larynxmaske oder einen Tubus möglich.

 

Für bestimmte Eingriffe stehen auch Verfahren zur Verfügung, bei denen Sie nicht das Bewußtsein verlieren, sondern wach sind und nur das zu operierende Körperteil betäubt ist.
Man unterscheidet diese Verfahren in rückenmarksnahe Regionalanästhesieverfahren, wie die Spinal- oder Periduralanästhesie, und periphere Regionalanästhesieverfahren, wie beispielsweise die Armplexusanästhesie.
Diese Verfahren sind grundsätzlich alle als sogenannte "single shot" - Verfahren oder als Kathetertechnik möglich. Bei letzterer kann die Betäubung ständig über den liegenden Katheter verlängert werden. Damit besteht auch die bessere Möglichkeit einer postoperativen Schmerztherapie, als mit anderen Schmerzmitteln, die in den Kreislauf gegeben werden müssen und nicht selten Übelkeit und Erbrechen auslösen können.
Eine Kombination von Regionalanästhesie und Vollnarkose ist ebenfalls möglich. Über genauere Details werden sie während des Aufklärungsgespräches informiert.

Bei den rückenmarksnahen Verfahren werden Sie nach Anbringen der Überwachungsgeräte im Vorbereitungsraum wieder aufgesetzt und es wird unter sterilen Bedingungen eine und gegebenenfalls eine Katheteranlage am Rücken vorgenommen.
Diese Verfahren sind für Eingriffe an den Beinen, in der Anal- und Genitalregion und auch für Geburten geeignet.

Das Vorgehen bei der Spinalanästhesie ist auf der nebenstehenden Abbildung dargestellt: Das Rückenmark liegt geschützt in einem knöchernen Kanal innerhalb der Wirbelsäule. Es "hängt" in einer Flüssigkeitssäule umgeben von einer bindegewebigen Hülle, dem sogenannten Duralsack. Bei der Spinalanästhesie wird die Punktionsnadel bis in den Duralsack vorgeschoben und das Narkosemittel in die Flüssigkeitssäule gespritzt. Die Wirkung tritt schnell ein, zuerst erkennbar an einem "Wärmegefühl" in den Beinen. Nach und nach verliert die zu betäubende Region zuerst das Schmerz- und später das Berührungsempfinden. Manchmal wird das Berührungsempfinden nicht komplett ausgeschaltet. Obwohl die Patienten keinen Schmerz durch das chirurgische Vorgehen spüren, empfinden einige allein schon die Berührung und das "Wissen, das da gerade operiert wird" als unangenehm. In solchen Fällen kann die zusätzliche Gabe von beruhigenden Medikamenten helfen oder es muß auf eine Vollnarkose umgestiegen werden.

Bei der Periduralanästhesie (siehe nebenstehende Abbildung) wird die Punktionsnadel nur bis in das Bindegewebe um den Duralsack geschoben. Durch die Nadel wird ein dünner Plastik-Katheter in das Bindegewebe eingelegt. Über diesen Katheter wird das Narkosemittel gespritzt. Die Wirkung setzt etwas langsamer ein, als bei der Spinalanästhesie. Der Vorteil bei diesem Verfahren liegt darin, daß die Narkose durch wiederholte Gabe des Narkosemittels über den liegenden Katheter gegebenfalls verlängert werden kann. Außerdem kann auch die Schmerztherapie nach der Operation über diesen Katheter erfolgen. Für bestimmte Operationen ist eine Kombination von Spinal- und Periduralanästhesie ebenfalls möglich. Damit werden die Vorteile beider Verfahren (schneller Wirkeintritt, Möglichkeit der Verlängerung der Narkose) ausgenutzt.

An speziellen Nebenwirkungen, die bei beiden beschriebenen Verfahren nach selten auftreten können, sind Kopfschmerzen zu nennen. Ebenso selten kann es zu Rückenschmerzen im Bereich der Punktionsstelle kommen. Äußerst selten sind bleibende Verschlechterung von Hör- und Sehvermögen, Potenzstörungen, Harnverhalt oder Hirnhautentzündungen. Bleibende Lähmungen durch Verletzung von Nervenbahnen, im äußersten Fall bis hin zur Querschittslähmung, sind extrem selten.

Bei den sogenannten peripheren Verfahren wird der zu betäubende Bereich über die Blockade eines oder mehrerer zum Operationsgebiet zugehöriger Nerven vorgenommen. Für Operationen am Hand-, Arm-, Schulterbereich ist dies in der Achselhöhle beziehungsweise am Hals möglich. Zum Aufsuchen des Nerven wird ein Nervenstimulator benutzt, der an die Punktionsnadel angeschlossen wird. Sie können dabei ein elektrisierendes Gefühl und Muskelzucken in dem betroffenen Areal spüren. Das richtige Auffinden des Nerven ist für den Erfolg des Verfahrens und die Vermeidung von Komplikationen wichtig.
Gelangt das Betäubungsmittel unmittelbar in ein Blutgefäß, so kann es sich über andere Körperregionen ausbreiten und einen Krampfanfall auslösen oder schwerwiegende Herz-Kreislaufreaktionen hervorrufen.

Selten kann es zu allergisch bedingten Reaktionen oder zu länger anhaltenden Gefühlsstörungen kommen. Bleibenden Nervenschäden sind, dank der Punktionstechnik mit Nervenstimulator, extrem selten.

Gelegentlich sind Regionalanästhesien nicht erfolgreich oder das manchmal noch erhaltene Berührungsempfinden wird als unangenehm empfunden, so daß zur Durchführung der Operation auf eine Vollnarkose umgestiegen werden muss.

Sollten Ihnen in den Tagen nach der örtlichen Betäubung neurologische Veränderungen auffallen, die Ihnen neu und unbekannt sind, wie zum Beispiel Gefühls-, Bewegungs- oder Kontinenzstörungen, Kopf- oder Rückenschmerzen, so informieren sie bitte schnellstmöglich Ihre Station und einen Anästhesisten aus unserer Klinik.

An Basisüberwachungsverfahren werden die Herzströme (= EKG - grün), der Blutdruck (rot) und der Sauerstoffgehalt im Blut (violett) gemessen. Dazu kommen bei Vollnarkosen noch die Parameter für die Beatmung.

Bei größeren Eingriffe wird der Blutdruck direkt über einen Katheter in einer Arterie, meist am Handgelenk, gemessen. Diese findet in örtlicher Betäubung statt.

Außerdem kann es noch nötig sein, einen zentralen Venenzugang zu plazieren, über den während oder nach der Operation Medikamente gegeben werden, die aufgrund ihrer Zusammen­setzung nicht in periphere Venenzugänge gegeben werden dürfen. Dieser sogenannte Zentrale Venenkatheter (ZVK) wird in der Regel erst nach Verabreichung der Narkose gelegt.

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In unserem Krankenhaus sind auch ambulante Operationen möglich. Grundsätzlich gelten für die dazu nötigen Narkosen und Betäubungsverfahren die gleichen Voraussetzungen, wie für einen stationären Eingriff.

Nach der Operation werden Sie nach Entlassung aus dem Aufwachraum in einem Zimmer der Tagesklinik Ihrer behandelnden Abteilung nachbetreut. Hier entscheiden im weiteren Verlauf Ihr Operateur und der Anästhesist, wann Sie nach Hause entlassen werden können. Es ist notwendig, daß Sie sich von einer Begleitperson abholen lassen. Außerdem muss innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Operation eine häusliche Betreuung innerhalb einer Wohneinheit gewährleistet sein.

Wir weisen darauf hin, daß Sie in diesen 24 Stunden nicht fahrtauglich sind, Sie dürfen keine Maschinen bedienen und sind auch nicht geschäftsfähig.