Institut für Pathologie (Friedrichstadt)

Heinrich Kalbfleisch (1939 - 1948)


Geboren am 16.08.1891in Gelnhausen in Hessen.

Sein Studium wurde durch den 1. Weltkrieg unterbrochen, in dem er 4 Jahre in russische Gefangenschaft geriet und an Tuberkulose, Fleckfieber und Malaria erkrankte.

1919 Abschluss des Medizinstudiums in Gießen und Beginn als Assistenzarzt.

1922-1927 Assistenzarzt für Pathologie in Magdeburg.

1928-1934 arbeitete Kalbfleisch in Graz und habilitierte sich dort 1931.

1934 wurde er als Prosektor mit außerordentlicher Professur an das Institut für Pathologie der Universität Frankfurt/Main berufen.

Kalbfleisch publizierte tierexperimentelle Arbeiten zur Tuberkulose, zur Allergie und Immunität und zu Lungenschäden.

Ab April 1938 wirkte er für weniger als ein Jahr als Prosektor im Stadtkrankenhaus Dresden-Johannstadt.

Heinrich Kalbfleisch 1939-1948

1939 übernahm er die Leitung der Prosektur im Stadtkrankenhaus Dresden-Friedrichstadt und widmete sich in dieser Zeit gezielt relationspathologischen Untersuchungen. Er glaubte, eine Segmentpathologie innerer Organe der Relationspathologie Rickers eingliedern zu können und wollte jede mechanistisch-teleologische Betrachtungsweise, wozu er auch den Entzündungsbegriff zählte, vermeiden.

Kalbfleisch war auch als Gerichtsmediziner tätig und publizierte zu gerichtsmedizinischen Themen.

Kalbfleisch war ein rastloser Arbeiter, der teilweise (um ungestört zu arbeiten) auch in einem Feldbett im Dienstzimmer des Institutes übernachtete.

Sofern sich die Gelegenheit bot, frönte er seinem Hobby, der Jagd.

Der Arbeitsumfang im Institut belief sich auf 2000 Obduktionen pro Jahr sowie 8600 histologischen Untersuchungen, unterstützt von 4-9 Assistenzärzten.

Die Bakteriologische Abteilung blieb während der Kriegsjahre unbesetzt, woraufhin Kalbfleisch seine Ehefrau, die Bakteriologin Elisabeth Kalbfleisch, als Oberärztin unbezahlt einsetzte.

Gegen Ende des Krieges wurde das Institutsgebäude durch Bombenangriffe teilweise schwer beschädigt und ein Teil der Schmorl-Sammlung leider für immer zerstört.

Kalbfleisch blieb über das Kriegsende hinaus Chefarzt und publizierte Beobachtungen an Fleckfiebertoten der Jahre 1945/46 und zur Tuberkulose.

Am 26. März 1947 hielt Kalbfleisch in Dresden einen Vortrag über Wandlungen in den Grundlagen der Pathologie, worin er die bestimmende Rolle des Nervensystems bei allen pathologischen Vorgängen herausstellte und sich kritisch mit der Zellularpathologie Rudolf Virchows auseinandersetzte, gegen deren Allgemeingültigkeit er Zweifel erhob. Nach heutiger Erkenntnis muss jedoch konstatiert werden, dass die sog. Rickersche Schule und ihr bedeutendster Vertreter Kalbfleisch das Primat der nervösen Regulation überbewerteten und die Rolle des Zellschadens bei der Entstehung krankhafter Veränderungen vernachlässigten.

Ab April 1947 wurde Kalbfleisch auf den Lehrstuhl der Pathologie in Rostock berufen, kehrte aber nach bereits einem Semester wohl aus gesundheitlichen Gründen am 1.September 1947 zurück nach Friedrichstadt (Paul Scheid leitete in dieser Zeit das Institut kommissarisch).

Im Dezember musste Kalbfleisch sich wegen eines einer Magenresektion unterziehen. Die nachfolgend rasch einsetzende infolge fortgeschrittener sekundärer bei chronischer Lungentuberkulose beendete am 18.12.1948 das Leben von Heinrich Kalbfleisch.