Institut für Pathologie (Friedrichstadt)

Was ist Telepathologie?


Einleitung

Diagnostische wird bisher vor allem unter dem Aspekt der intraoperativen Schnellschnittdiagnostik betrachtet. Im Prinzip geht es darum, Operationspräparate durch erfahrene Pathologen zu beurteilen, die physisch nicht in demselben Krankenhaus anwesend sein können. Konventionell wird eine derartige Situation, wie sie in zahlreichen kleineren Krankenhäusern ohne eigene Pathologie anzutreffen ist, durch den Versand des Operationsmaterials per Boten in eine nahegelegene Pathologie bewältigt. Meistens steht dabei eine Bestätigung oder Ablehnung eines klinischen Tumorverdachts im Vordergrund.
Um die mit dem Materialversand verbundene Verzögerung zu minimieren, kann jetzt auch auf Methoden zurückgegriffen werden, die mittels moderner Telekommunikation und Informatik die Fachkompetenz des Pathologen an den Ort des Geschehens, den Operationssaal, bringen.

Die diagnostische Pathologie ist heutzutage derart subspezialisiert, dass ein einzelner Pathologe nicht mehr alle Verzweigungen seines Fachgebietes diagnostisch gleich gut beherrschen kann: die Notwendigkeit gegenseitiger Konsultation, auch institutsübergreifend, wächst. In therapeutisch relevanten Entscheidungen mit schwerwiegenden Konsequenzen, z.B. bei malignen Tumoren, wird zunehmend die Meinung eines zweiten Pathologen oder eines Referenzpathologen zum Befund gefordert. Auch derartige Bedürfnisse sind mit Techniken der , hier Konsultative genannt, zu bearbeiten.

Bei identischer Ausgangssituation von Experte und Nicht-Experte unterscheiden sich beide Verfahren jedoch technisch bis zu einem gewissen Grade.


Strukturelle Voraussetzungen

Wichtigste Voraussetzung für jedwede ist die Möglichkeit, Bilder von pathologischen Präparaten vom Nicht-Experten zum Experten zu übertragen, die hinsichtlich Repräsentativität und Qualität eine Beurteilung ohne relevante Abstriche im vergleich zum Originalpräparat erlauben. Für eine erfolgreiche Arbeit ist es unerlässlich, dass die beiden Partner sich im Detail über ihre Funktionen und Rollen einig sind: Zu einem gegebenen Zeitpunkt ist ein Partner immer Experte (z.B. der Pathologe), der andere Nicht-Experte (z.B. der Operateur). Diese Rollen können im Verlauf einer Telepathologiesitzung auch wechseln. Der strukturierte Dialog muss dokumentiert werden, d.h, wie in der reellen Untersuchungssituation ist auch die "virtuelle" pathologische Untersuchung auf eine schriftliche Anforderung und einen schriftlichen Bericht angewiesen.


Technische Voraussetzungen

Diagnostische Telepathologieist stark an kommerziell verfügbare, technisch hochentwickelte und entsprechend teure Robotermikroskope mit dazugehöriger Computer und Kommunikationstechnik gebunden. Für einen hohen Datendurchsatz werden mindestens mehrere ISDN-Leitungen benötigt. Technisch besteht das System aus zwei über ISDN-Leitungen miteinander verbundenen Computern, deren Software die Fernsteuerung eines sog. Robotermikroskopes und anderer bildgebender Einrichtungen (Makroviewer, Scanner) ermöglicht, die beim Nicht-Experten installiert sind.
Obwohl Fortschritte in der Standardisierung der Methode zu verzeichnen sind, bleiben derartige Systeme, die von allen bedeutenden Mikroskopherstellern angeboten werden, bisher nur eingeschränkt zueinander kompatibel. Mangelnde Interoperabilität und hoher Preis sind die Hauptursachen dafür, dass die Methode sich nur sehr zögernd durchsetzt.

Für die Konsultative hat sich dagegen eine bunte Palette an Lösungen etabliert, die sich interessierte Pathologen auf sehr individueller Basis mit interessierten Partnern selbst geschaffen haben. Interessanterweise sind fast alle diese Lösungen durch die Nutzung von Internet-Technologien gekennzeichnet. Angesichts einer rasanten Leistungsentwicklung von multimedialen Alltags-PC's, der praktisch ubiquitären Verfügbarkeit schneller Internetzugänge und der immanenten Standardisierung von Formaten bietet sich das Internet geradezu für systemübergreifende Telepathologielösungen an. Als Verbindungsmedium reicht i.a. das Internet aus, schnellere Datenleitungen, z.B. über ISDN sind vorteilhaft. Technisch besteht das System aus üblichen, mit dem Internet verbundenen Multimedia-PC's, die mittels in der Grundausstattung vorhandener Software die Bilderzeugung (z.B. über Photoshop) sowie den Bild- und Datenaustausch (z.B. über E-mail) erlauben.