Psychosomatik und Psychotherapie (Weißer Hirsch)

Workshops

Workshops am Samstag, 21.10.2017

15.00 – 18.30

Ort: Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie

Heinrich Cotta Str. 12

01324 Dresden

 

Sa1

Dr. rer.nat. Matthis Wankerl, Tillmann Wolf

Adipositastherapie zwischen Lebensstiländerung, Psychotherapie und bariatrischer Operation

Vor dem Hintergrund der hohen Adipositasprävalenz in Deutschland und den damit verbundenen erheblichen Folgeerkrankungen, gewinnt die multiprofessionelle Behandlung der morbiden zunehmend an Bedeutung. Das 2016 gegründeten Adipositaszentrum des Städtischen Klinikums Dresden bietet eine interdisziplinäre Therapie der morbiden an. wird dabei als eine komplexe biomedizinische, psychologische und soziale Erkrankung verstanden, der man nicht eindimensional begegnen darf. Innere Medizin, Chirurgie, Psychosomatische Medizin und Psychologie arbeiten eng zusammen, was als interdisziplinäre Herausforderung gelten kann. Herr Wolf und Herr Wankerl vermitteln, was die Patienten in unserem Haus erwartet und in welcher Weise die Therapie gestaltet wird.   Ziel des Workshops ist eine Sensibilisierung für das Krankheitsbild und ein Erfahrungsaustausch, welcher dem ambulanten Behandler mehr Sicherheit im Umgang mit adipösen Patienten geben soll.


Sa2

Prof. Dr. med. Annegret Eckhardt-Henn

Praktischer Umgang mit dissoziativen Phänomenen

Die dissoziativen Bewusstseinsstörungen treten zu einem großen Anteil in der Folge komplexer Traumatisierung auf. Dissoziation wird als ein komplexer psychophysiologischer Prozess definiert, bei dem es zu einer teilweisen oder völligen Desintegration psychischer Funktionen, Wiedererin­nerung an die Vergangenheit, des Identitätsbewusstseins, der unmittelbaren Empfindung, der Wahrnehmung des Selbst und der Umgebung kommt. Im Vordergrund steht also eine Störung des Bewusstseins, welche vielfältige Formen aufweist. Dissoziation ist damit zum Einen ein Prozess, psychodynamisch als Abwehrprozess oder besser als Abwehrfunktion verstanden, und auch ein Zustand der mit komplexen neurobiologischen und neuroendokrinologischen Stö­rungen verbunden ist. Mittlerweile gibt es zahlreiche empirische Arbeiten, bereits auch pros­pektive Studien, die diese Zusammenhänge belegen. Die Herausbildung eines zentralen integrie­renden Bewusstseins kann durch chronische Traumatisierung erschwert oder verhindert werden. Komplexe dissoziative Störungen können gegenwärtig als ein „Diathese-Stressmodell“ konzep­tualisiert werden, wonach die Erkrankung als psychobiologische Antwort auf schwere, in einem bestimmten Zeitfenster des Lebens (in der Kindheit erlittene Traumatisierung) verstanden wird. Ein inadäquates „Stress-Coping“ könnte zu rezidivierenden Gedächtnis­problemen führen, die sich als mnestisches Blockadesyndrom (Calabrese und Markowitsch, 2003) manifestieren und aus dem wiederholten überschießenden Freisetzen von Stresshor­monen auf Hirnebene resultieren. Die aktuellen Ergebnisse neurobiologischer und neuroendokrinologischer Prozesse werden dar­gestellt. Eine mögliche Verbindung mit psychodynamischen Kon­zepten wird aufgezeigt. Abschließend wird auf Konsequenzen für die spezifische Be­handlung von Patienten mit dissoziativen Bewusstseinsstörungen eingegangen.


Sa3

Prof. Dr. phil. Christiane Ludwig-Körner

Frühe Störungen in der Eltern-Kind-Beziehung und ihre Folgen

Obwohl es keinen Zweifel mehr an der Bedeutung der frühen Lebenszeit gibt, hinkt die therapeutische Praxis hinterher. Eltern-Säuglings-Kleinkind- wird trotz wissenschaftlicher Nachweise ihrer Effektivität von vielen noch als „Orchidee“ angesehen. Nach einem Überblick über die Methode der Eltern-Säugling-Kleinkind-Therapie wird dargelegt, welche systemische Herausforderung mit diesem Verfahren einhergeht. Während anfänglich vor allem der Einfluss von Wochenbettdepressionen auf die kindliche Entwicklung im Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen stand, liegen mittlerweile Forschungen zu den Auswirkungen fast aller psychischen Störungen von Eltern auf ihre Kinder vor. Ziel des Workshops ist eine Sensibilisierung für die Weitergabe früher familiärer Muster, die anhand von Fallbeispielen veranschaulicht werden.


Sa4

Prof. Dr. med. Luise Reddemann 

Achtsamkeit und Mitgefühl bei traumatisierten Patienten

Es soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern unverarbeitete Folgen von NS-Zeit und 2. Weltkrieg in den direkt Betroffenen und deren Nachkommen Spuren hinterlassen haben. Wie diesen Spuren begegnet werden kann und wie die daraus resultierenden Einsichten in der Begegnung mit Flüchtlingen aus aktuell kriegsbetroffenen Regionen zu Freundlichkeit und Mitgefühl beitragen können.


Sa5

Dr. med. Hans-Martin Rothe

Dynamik und Szenische Darstellung im Spiegel der Balintgruppenarbeit

Die  Balintgruppen-Arbeit ist eine erprobte supervisorische Methode, die interaktionellen und emotionalen Prozesse zu reflektieren, die den medizinischen Alltag des Arzt-Patient-Kontaktes wesentlich mitbestimmen. In klar definierten methodischen Schritten erfolgt in der Balint-Gruppe eine von den spontanen Eindrücken und Ideen der Gruppenmitglieder gespeiste Diskussion, die wie ein Spiegel die impliziten Themen der jeweiligen Arzt-Patient-Beziehung ausleuchtet. Ein vertieftes Verständnis der Situation des Patienten, wie auch der Situation des Arztes im Moment der Begegnung, liefert eine Basis für ein solideres Arbeitsbündnis und hilfreiche Interventionen.  Der Workshop wird die Methode an Bespielen von Arzt-Patient-Situationen, die von den Teilnehmern eingebracht werden, verdeutlichen. Voraussetzung der Teilnahme am Workshop ist die Bereitschaft ein eigenes Beispiel zur Verfügung zu stellen und sich in den Diskussions- und Interaktionsprozess aktiv einzubringen.


Sa6

Prof. Dr. phil. Michael Utsch

Glaube schützt, Glaube schadet: Religiosität und Spiritualität zwischen Ressource und Risiko

Gegenüber dem Tragischen und Absurden der menschlichen Existenz versucht der Glaube Hoffnung, Trost und Vertrauen in das Unverfügbare zu stiften. Dabei ist es unwichtig, ob sich dieser Glaube aus religiös-spirituellen oder säkularen Wurzeln speist. Manchem Patienten dient der Glaube als Ressource und kann Teil der Lösung sein, bei anderen ist er Teil ihrer Störung. In dem Workshop werden wir die religiös-spirituelle Anamnese einüben, Gemeinsamkeiten und Unterschiede von religiösem und säkularem Glauben erarbeiten, anhand von Fallvignetten schützende und schädigende Glaubensformen beschreiben und darüber diskutieren, ob und wann spirituelle Interventionen Teil der Behandlung sein können.


Sa7

Prof. Dr. phil. Ralf T. Vogel

Verhaltenstherapie und Psychodynamische Psychotherapie – Methodenkombination in der Praxis

Nach einem kurzen Überblick über die Geschichte der Beziehung zwischen den beiden derzeit in der BRD maßgeblichen Therapierichtungen werden verschiedene Modelle, sie in der therapeutischen Praxis aufeinander zu beziehen, aufgezeigt. Schließlich wird ein Ansatz eines integrativen Denkens und Arbeitens vorgestellt, der beide therapeutische Richtungen gleichermaßen wertschätzt. Als praktische Hilfestellung wird ein ‚Übersetzungsschema‘, das die Sprachwelten der beiden therapeutischen Ausrichtungen miteinander verbinden könnte, vorgeschlagen.


Sa8

Dr. med. Uwe Wutzler

Umgang mit Krisen in der Gruppe

Es ist der Alptraum eines Gruppentherapeuten, wenn plötzlich Gewalt in einer Gruppenstunde durchbricht, Patienten mit Selbstverletzung agieren oder dissoziieren, wenn suizidale Phantasien einen Patienten beherrschen und sich in der Gruppe ausbreiten. Aber auch Unausgesprochenes kann den Therapeuten und den therapeutischen Prozess lähmen: Wenn Angst und eine misstrauische Atmosphäre die Gruppe beherrschen oder Paarbildungen und Regelverstöße agiert werden, die die Gruppe verheimlicht.

Das Seminar soll dazu dienen, schwierige Gruppensituationen zu besprechen. Die Teilnehmer werden dazu gebeten, auch eigene Beispiele aus der Praxis mitzubringen, um das Seminar praxisorientiert zu gestalten. Ziel ist es, Strategien im Umgang mit krisenhaften Gruppensituationen in seminaristischer Form zu erarbeiten, konkrete Verhaltensweisen zu besprechen und im Rollenspiel zu üben.

 

Workshops am Sonntag, 22.10.2017

9.00 – 16.00

Ort: Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie

Heinrich Cotta Str. 12

01324 Dresden

 

So1

Dr. Cornelius von Collande

Einführung in die Meditation (Zazen)

Zen ist ein spiritueller Weg, der aus dem Buddhismus kommt, aber nicht an eine bestimmte Religion gebunden ist. Dieser Workshop bietet die Möglichkeit in die Praxis des Zen eingeführt zu werden und / oder diese zu vertiefen.


So2

Dipl. Psych. Ingo Jungclaussen

Interaktive Entwicklung eines psychodynamischen Befundes

Im Workshop wird die komplexe Anforderung thematisiert, die Psychodynamik einer psychischen Erkrankung im Bereich der klinischen Psychologie und präzise zu erfassen und im Psychotherapieantrag schriftlich zu verfassen. Die Gründe hierfür sind z.B. die Diversifizierung innerhalb psychoanalytischer Metatheorien. Die besondere Problemlage wird anhand empirischer Daten niedergelassener Psychotherapeuten im Bereich der tiefenpsychologisch fundierten und analytischen kurz dargestellt. Als Abhilfe werden der aus der ca. 10-jährigen Fortbildungspraxis des Referenten (www.pro-bericht.de) entwickelte Psychodynamik-Leitfaden sowie – als Weiterentwicklung– eine elektronische Psychodynamik-Animation vorgestellt, welche jeweils in sieben Schritten das innerpsychische, dynamische Kräftespiel einer psychischen Erkrankung gemäß der psychoanalytischen Neurosenlehre „dynamisiert“ veranschaulicht. Hintergründe zur Konzeption des Psychodynamik-Leitfadens sowie der Animation, der methodisch-didaktischen Prinzipien sowie deren Weiterentwicklung als Selbst-Lernmodul im Rahmen des E-Learning Ansatzes „Frag Freud! – E-Learning als neuer Weg in der Didaktik der Psychoanalyse“ (www.frag-freud.de) werden vorgestellt.

Die Psychodynamik-Animation als Beitrag und Chance von didaktischer Erneuerung und Innovation in der Vermittlung psychoanalytischer Theorie-Inhalte im Aus- und Weiterbildungs-Kontext sowie mit Blick auf das universitäre Direkt-Studium zur Approbation in werden diskutiert. Der Psychodynamik-Leitfaden ist publiziert in Jungclaussen (2012); s. unten. Wenn es die Zeit ermöglicht, können zur praxisnahen Erprobung des Leitfadens Workshop-Teilnehmer eigenes klinisches Fallmaterial mitbringen, anhand dessen der Leitfaden als heuristische Arbeitshilfe selbst angewandt werden kann. Die Ergebnisse können einander vorgestellt werden. Handouts werden ausgeteilt.


So3

Dipl. Psych. Petra Meibert

Mindfulness Based Cognitive Therapy (MBCT)

Dieses Seminar bietet eine theoretische und praktische Einführung in achtsamkeitsbasierte Interventionen und spezifisch in das MBCT Programm. Die Mindfulness Based Cognitive Therapy (MBCT) ist ein Verfahren, welches zur Rückfallprophylaxe bei Depressionen entwickelt wurde. Es werden wissenschaftliche Hintergründe zum Rückfallgeschehen, Entstehung des Programms sowie Anwendungsgebiete und Grenzen vorgestellt.

Im Rahmen des MBCT Programms lernen die Teilnehmer durch eine intensive Einführung in die Übung der Achtsamkeit verbunden mit Interventionen aus der kognitiven Verhaltenstherapie, mit drohenden depressiven Rückfällen achtsam umzugehen, Negativschleifen im Kopf zu erkennen und zu beenden. Schwierige Gedanken verlieren Schritt für Schritt ihre Macht und eine mitfühlende, wohlwollende Haltung sich selbst gegenüber kann entstehen.

Gleichzeitig ist die Praxis der Achtsamkeit auch für Therapeut/-innen, Berater/-innen und alle anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen eine gute Unterstützung für ihre Arbeit. Da Achtsamkeit am besten auf der Grundlage der eigenen Erfahrung vermittelt werden kann, werden wir verschiedene Achtsamkeitsübungen praktizieren und deren Wirkung erproben, um auf der Basis dieser Erfahrungen die möglichen Anwendungsbezüge, aber auch Grenzen im Rahmen der Indikation und Kontraindikation zu besprechen.


So4

Dipl. Kunsttherapeutin Petra Schulze

Die Kunst der Wahrnehmung – Kunstworkshop

Im Vordergrund steht die Erweiterung und Vertiefung der Wahrnehmungsfähigkeit, die Schulung der Aufmerksamkeit, die Achtsamkeit für das eigene Erleben. Die Arbeitsebene dieses Workshops zielt darauf Situationen/Materialen bereitzustellen, mit denen sinnliche Erfahrungen in verschiedenen Wahrnehmungsbereichen möglich sein können. Dabei ist das Thema das Material selbst. Es wird davon ausgegangen, dass die Wirkung der wahrnehmungsorientierten Kunsttherapie hauptsächlich im Prozess des Gestaltens liegt und der Gestaltungsprozess entscheidend durch das verwendete Material mitbestimmt wird.


So5

Dr. med. Sebastian Seifert

Mentalisierungsbasierte Psychotherapie (MBT)

Patienten mit einer eingeschränkten Mentalisierungsfähigkeit stellen in der Therapie eine besondere Herausforderung dar. Für den Therapieerfolg ist es das primäre Ziel den Patienten zu befähigen, dass er seine innere psychische Welt (u.a. Gedanken, Gefühle, Absichten) und die Welt der anderen besser verstehen kann. Das Mentalisieren gilt als ein fundamentaler Wirkfaktor in allen Psychotherapien (Allen, 2013). Dabei zeigt sich die mentalisierungsbasierte Therapie (Bateman & Fonagy) als ein sehr wirksamer Therapieansatz in der Behandlung von Patienten mit gering integriertem Strukturniveau (vor allem Borderline-Störung). In diesem Workshop lernen Sie neben den Grundlagen des Mentalisierungskonzepts mit den verschiedenen Modi der Mentalisierung auch die Interventionen und die damit verbundene therapeutische Haltung der MBT kennen. Durch Fallbeispiele und Rollenspiele wollen wir die MBT gemeinsam erlebbar machen. Eigene Fallbeispiele der Teilnehmer sind erwünscht.


So6

Dipl. Sportwiss. Cathleen Thiele

Authentisches Bewegen mit tänzerischen Elementen

Kommen Sie in Kontakt mit sich und Ihrem Körper, erfahren Sie Ihren Bewegungsraum und -qualitäten über Elemente des Tanzes und finden Sie darin einen Bezug zu sich selbst. Mit der Methode des Authentischen Bewegens (Folgen von inneren Bewegungsimpulsen mit geschlossenen Augen ohne Musik) wird eine Vertiefung von Wahrnehmungs- und Kommunikationsfähigkeiten sowie eine Unterstützung der inneren Stimme zu sich selbst und zu anderen Teilnehmer/-innen möglich. Ein anschließendes achtsames Reflektieren mit einem Partner oder der gesamten Gruppe lässt neue Ideen und Facetten zum Selbsterleben hinzutreten. Ein Workshop zur Selbsterfahrung im Einzel- und Gruppenprozess.


So7

Dipl. Psych. Michael Waadt

Acceptance und Commitment Therapy (ACT)

Die ACT gehört zu den führenden Therapierichtungen aus der so genannten dritten Welle der Verhaltenstherapie. Das Verfahren zielt nicht auf einzelne Syndrome und Störungen, sondern ist grundsätzlich transdiagnostisch angelegt. Im Mittelpunkt stehen dabei sechs so genannte Kernprozesse, die sich in die Hauptkomponenten Achtsamkeit und werteorientiertes Handeln unterteilen lassen. Ziel dieses Einführungsworkshops ist es, einen Überblick über das Modell zu geben und die zentralen ACT-Strategien kennen zu lernen. Dabei soll nicht nur ein intellektuelles Verständnis vermittelt werden. Mindestens genauso wichtig ist das unmittelbare Erleben.