Vaskulitiszentrum (Friedrichstadt)

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Diagnose

Je früher eine Vaskulitis entdeckt wird, umso besser die Therapie

 

Wie stellt der Arzt eine Vaskulitis fest?

Lange Zeit galten als sehr seltene Erkrankungen, weil sie kaum als solche erkannt wurden. Auch heute haben viele Ärzte wenig Erfahrung in der Diagnose und Behandlung von . Seit moderne Untersuchungsmethoden den Nachweis spezifischer Auto-Antikörper im Blut erlauben, werden aber immer mehr erkannt. Je früher eine Vaskulitis entdeckt wird, desto besser sind die Aussichten auf Besserung und Heilung. Zur Abklärung einer Vaskulitis sind viele ausführliche und zum Teil aufwendige Untersuchungen nötig. Dabei werden in der Regel verschiedene Fachärzte hinzugezogen, je nachdem, welche Blutgefäße von der Entzündung betroffen sind. Wundern Sie sich also bitte nicht, wenn eine Darmspiegelung vorgenommen werden soll, obwohl Sie doch unter blutigem Husten leiden! Diese Untersuchungen sind außerdem wichtig, um eine sekundäre Vaskulitis auszuschließen, die auf eine ganz andere Krankheit oder ein ungeeignetes Medikament hinweisen kann.

Direkte klinische Anzeichen

Am Beginn einer Vaskulitis zeigen sich meist allgemeine, aber nicht typische Anzeichen wie Fieber, Nachtschweiß oder allgemeines Krankheitsgefühl. Dann folgen Symptome wie Hautveränderungen („Purpura“), Augenrötungen oder Schläfenkopfschmerz. Diese Beschwerden können sich über lange Zeit hinziehen und zwischenzeitlich wieder verschwinden, weshalb eine sorgfältige Erfassung der Krankengeschichte („Anamnese“) durch den Arzt sehr wichtig ist. Wenn sich aus der Kombination der Symptome ein erster Verdacht auf eine Vaskulitis ergibt, müssen alle in Frage kommenden Organe von den entsprechenden Fachärzten auf eine Entzündung untersucht werden. Eine gute Zusammenarbeit der Spezialisten ist hier wichtig und am besten innerhalb des Krankenhauses möglich, weshalb der Hausarzt oft eine Einweisung ausstellt.


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Dr. Dorothea Bleyl
Oberärztin

Untersuchungen im Labor

Haben die Anamnese und eine körperliche Untersuchung den Verdacht auf eine Vaskulitis ergeben, werden im nächsten Schritt verschiedene diagnostische Verfahren eingeleitet, um den Verdacht zu erhärten. Untersuchungen des Urins und des Blutes können die Funktionsfähigkeit verschiedener Organe wie Leber und Nieren prüfen sowie bestimmte Antikörper (ANCA, ANA) nachweisen, die typisch für einige Formen der Vaskulitis sind.


ANC-Antikörper

Die sogenannten Anti- Neutrophilen- Cytoplasmatischen Antikörper (ANCA) richten sich gegen die weißen Blutkörperchen des Körpers („Leukozyten“) und verursachen so eine Entzündung. Erhöhte ANCA-Werte im Blut können etwa auf eine Wegener-Granulomatose oder eine Mikroskopische Polyangiitis hinweisen. Die Entdeckung der ANCA hat zu einem sprunghaften Anstieg von diagnostizierten geführt.

AN-Antikörper

Anti-Nukleäre Antikörper (ANA) sind eine Gruppe von Antikörpern, die sich aus bislang unbekanntem Grund gegen Zellkerne körpereigener Zellen richten – also gegen prinzipiell alle Organe, da fast der ganze menschliche Körper aus Zellen mit Zellkernen besteht. Die meisten ANA verursachen keine bekannten Krankheiten, einige können jedoch auf das Vorliegen einer rheumatischen Erkrankung hindeuten und damit den Hinweis auf eine sekundäre Vaskulitis geben.


Kryoglobuline

Der Nachweis bestimmter Bluteiweiße, die sich bei Kälte verfestigen und dann als weißer „Bodensatz“ sichtbar werden, kann auf eine sekundäre Vaskulitis, etwa in Folge einer unentdeckten Hepatitis, einer Autoimmunkrankheit oder einer Krebserkrankung hindeuten. Die notwendigen Laboruntersuchungen zum Nachweis der kältereagiblen Bluteiweiße sind sehr aufwendig und sollten erfahrenen Untersuchern vorbehalten bleiben. Die durch diese Krankheiten entstandenen Kryoglobuline lagern sich in den Blutgefäßen ab und lösen dort die Vaskulitis aus. Diese in Deutschland extrem seltene Vaskulitisform kann auch ohne Grundkrankheit, also primär auftreten.


Bildgebende Untersuchungen

Bei der Erkennung von der mittleren und großen Blutgefäße werden bildgebende Verfahren eingesetzt, mit denen sich Gefäßveränderungen sichtbar machen lassen. Häufige Methoden sind die Computertomographie (CT), die () oder das Röntgen. Mit Ultraschall lassen sich die inneren Organe, Gelenke und Muskeln untersuchen, eine Doppler- gibt Erkenntnisse über den Blutfluss. Moderne Untersuchungsmethoden wie die Kernspintomographie oder nuklearmedizinische Verfahren ersetzen heute häufig die für den Patienten belastenden angiographischen Verfahren mit Kathetern. Mit diesen Verfahren kann man auch Gefäßentzündungen im Bereich des Gehirns oder der Lunge entdecken.

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Gewebeproben

Die Untersuchung von Symptomen, Blut- sowie Urinwerten und bildgebende Verfahren können immer nur Hinweise auf eine Vaskulitis geben und beim Verdachtsausschluss helfen. Eine gesicherte Aussage darüber, ob eine Vaskulitis vorliegt und wenn ja, welche Form, lässt sich nur durch die mikroskopische Untersuchung des betroffenen entzündeten Gewebes („Histologie“) treffen. Eine sogenannte Biopsie, also eine Gewebeprobe, wird mit einer Hohlnadel, einem Skalpell oder einem Endoskop entnommen. Finden sich bestimmte feingewebliche Veränderungen etwa in der Haut, den Nieren oder der Schläfenarterie, lassen sich die entsprechenden Formen der Vaskulitis eindeutig diagnostizieren.