Bis zu 30% der Menschen mit Mehrfachbehinderung leiden an epileptischen Anfällen und diese begleiten sie oft ein Leben lang. Dabei ändern sich die Anfälle im Laufe der Zeit. Sie können in ihrer Art, Häufigkeit und Intensität variieren.
Besonders bei schweren Formen der Epilepsie ist der Einsatz von mehreren Medikamenten zur Anfallskontrolle erforderlich. Diese sogenannten Antiepileptika können jedoch unterschiedlich starke Nebenwirkungen zur Folge haben, die nicht nur die Epilepsie selbst betreffen, sondern auch in Wechselwirkung mit anderen Diagnosen der Patienten stehen können. Dies macht die Therapie besonders komplex.
Bei vielen Patienten mit Mehrfachbehinderung ist eine vollständige Anfallsfreiheit oft nicht zu erreichen. Daher ist das therapeutische Ziel, die Häufigkeit und Intensität der Anfälle so weit wie möglich zu reduzieren ohne die Lebensqualität des Patienten dabei erheblich zu beeinträchtigen.
Dieser Balanceakt ist besonders anspruchsvoll und erfordert eine genaue Abstimmung der Medikation und eine kontinuierliche Überwachung möglicher Nebenwirkungen.
Die Frage, ob neu aufgetretene Symptome einer Bewegungsstörung zuzuordnen sind, oder ob es sich dabei um eine Form von epileptischen Anfällen handelt ist in der Tat oft schwierig zu entscheiden und stellt auch den Arzt vor eine große Herausforderung.
Wenn eine Epilepsie über Jahre gut läuft, sollte man sich die Frage stellen, ob ein Medikament weiterhin erforderlich ist, oder ob vielleicht eine Reduktion oder Umstellung auf ein anderes Medikament sinnvoll wäre.
SUDEP (Sudden Unexpected Death in Epilepsy) ist eine seltene, aber ernst zunehmende Komplikation bei Epilepsie. Dabei handelt es sich um den unerwarteten Tod eines Menschen mit Epilepsie, der ohne offensichtliche Ursache, wie z.B. ein Trauma oder im Rahmen eines Status epilepticus auftritt. In vielen Fällen ist die genaue Ursache des plötzlichen Todes unbekannt. Als mögliche Trigger werden Atemstörungen, Herzrhythmusstörungen oder eine Störung des Nervensystems während eines Anfalls diskutiert. Es ist wichtig, sich über SUDEP zu informieren, insbesondere dann, wenn Jemand aus der Familie oder im Bekanntenkreis an Epilepsie leidet. Gern stellen wir Ihnen hierfür Informationsmaterial zur Verfügung. Des Weiteren empfehlen wir auch die Schulung oder Auffrischung von Erste Hilfe- Maßnahmen.
Ihnen oder Ihren Angehörige mit Mehrfachbehinderung und Epilepsie bieten wir eine umfassende Betreuung an. Dazu zählen EEG-Ableitung, Überprüfung und Anpassung der Medikation, die Verifizierung von Diagnosen sowie die Verschreibung von Überwachungssystemen.
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Viele Patienten mit Merfachbehinderung leiden unter Spastik. Bei Spastik handelt es sich um eine Muskelsteifheit, die Bewegungen stark einschränken kann und teilweise von Schmerzen begleitet wird. Dies schränkt enorm die Lebensqualität ein. Leider werden die Symptome, die häufig seit der Kindheit bestehen, oft ignoriert, was dazu führt, dass keine angemessene Behandlung erfolgt.
Es gibt’s jedoch zahlreiche Medikamente, die zur Entlastung der Beschwerden führen können. Bei ausgeprägten Symptomen kann eine Baclofenpumpe in Betracht gezogen werden, die eine kontinuierliche Abgabe des Medikaments ermöglicht und somit eine bessere Kontrolle der Spastik bieten kann. Zudem kann bei spezifischen Fragestellungen die Botulinumtoxin-Therapie eine hilfreiche Option sein, um gezielt Muskelverspannungen zu behandeln.
Neben der Spastik leiden Patienten mit Mehrfachbehinderung an anderen Bewegungsstörungen wie Dystonie oder Athetose. Diese Bewegungsstörungen können sehr herausfordernd zu behandeln sein, es gibt dennoch zahlreiche therapeutische Ansätze, die helfen können. Dazu gehören verschiedene Medikamente und in bestimmten Fällen auch die Tiefe Hirnstimulation, die vielversprechende Ergebnisse zeigen kann.
Wenn Sie unter Bewegungsstörungen leiden, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung, um Sie über Ihre Symptome aufzuklären und mögliche Behandlungsoptionen zu besprechen. Wir bieten eine medikamentöse Therapie an, informieren Sie über die Baclofenpumpe und führen im Rahmen unserer Sprechstunde auch Botulinumtoxintherapien durch.
Die BTX-Therapie (Botulinumtoxin-Therapie) hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erhalten, insbesondere im Zusammenhang mit Schönheitsbehandlungen. Ursprünglich wurde sie jedoch in der Medizin, insbesondere in der Neurologie, eingesetzt. Es handelt sich um ein Toxin, das von Bakterien produziert wird und als Naturprodukt gilt, da es bisher nicht synthetisch hergestellt werden konnte. Nach einer starken Verdünnung wird es als inaktives Medikament (Predrug) appliziert, das erst in der Zelle aktiviert wird.
Die Wirkung von BTX ist lokal, was bedeutet, dass sie nur an dem Ort auftritt, an dem das Medikament injiziert wurde. Es blockiert die Kommunikation zwischen Nerven und Muskeln oder Drüsen, indem es verhindert, dass der Botenstoff Acetylcholin (Ach) die Zelle verlässt und sich an Rezeptoren bindet. Dies führt zur Entspannung des Muskels oder zur Reduzierung der Speichelproduktion. Die Wirkung tritt in der Regel innerhalb von 1-5 Tagen ein und ist irreversibel, jedoch wachsen die Nervenendungen nach, weshalb die Therapie alle 12-16 Wochen wiederholt werden muss. BTX ist wirksam bei verschiedenen Erkrankungen, darunter Spastik, Dystonie, erhöhter Speichelfluss und Zähneknirschen.
Für Patienten mit Mehrfachbehinderung kann es eine Herausforderung sein, einen Therapeuten zu finden, der diese Behandlung durchführt, da sie oft spezielle Bedürfnisse haben, wie eine ruhige Umgebung, ausreichend Zeit und gegebenenfalls Sedierung. In unserer Sprechstunde führen wir die BTX-Therapie bei entsprechender Indikation durch (Spastik, Dystonie, Hypersalivation (vermehrter Speichelfluss) und Bruxismus (Zähneknirschen)), gegebenenfalls unter Ultraschallkontrolle, EMG-Kontrolle und leichter Sedierung.
Wenn Sie mehr über die BTX-Therapie erfahren möchten und ob sie für Sie in Frage kommt, zögern Sie nicht, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Klicken Sie hier, um Kontakt aufzunehmen.
Ein Mensch ist ein komplexes Wesen und wird sowohl durch die körperliche, kognitive als auch die emotionale Entwicklung geprägt. Zusätzlich spielen Faktoren wie Persönlichkeit, Erziehung und Lebenserfahrungen eine wesentliche Rolle.
Bei Patientinnen und Patienten mit Mehrfachbehinderung treten neben körperlichen Entwicklungsstörungen häufig auch Veränderungen in der kognitiven Entwicklung (sogenannte Intelligenzminderung) sowie in der emotionalen Entwicklung auf. Sowohl die Kognition als auch die emotionale Entwicklung gliedern sich in verschiedene Bereiche. So kann eine Person beispielsweise im Umgang mit dem eigenen Körper einem Entwicklungsstand von etwa 20 Monaten entsprechen, während sie im sozialen Umgang mit anderen Menschen über Fähigkeiten auf dem Entwicklungsniveau eines vierjährigen Kindes verfügt.
Die Diskrepanz zwischen dem biologischen Alter und dem kognitiven bzw. emotionalen Entwicklungsstand kann zu Missverständnissen und Konflikten führen, die häufig unter dem Begriff „herausforderndes Verhalten“ zusammengefasst werden.
Im Rahmen unseres MZEB führen wir eine Kompetenzanalyse durch. Dadurch können Angebote wie Arbeits- und Freizeitgestaltung, Betreuungsumfang oder Wohnform individuell an die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten angepasst werden. Dies steigert die Lebensqualität deutlich und ermöglicht oftmals eine Reduktion des Medikamenteneinsatzes.
- mittels DTIM - Demenztest für Menschen mit Intelligenzminderung
- Hilfsmittelberatung und Hilfsmittelverordnung einschließlich Kommunikationshilfen
- nach Absprache gern mit dem versorgendem Sanitätshaus
- Beratung zu Rollstühlen, Sitzschalen und Sitzschalenuntergestellen
- Elektro-Rollstühle
- Stehgeräte
- videogestützte Ganganalyse und bei Bedarf anschließender orthopädietechnischen Versorgung
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Erhebung Teilhabestatus und psychosoziale Anamnese bei Neuaufnahmen
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Beratung zu verschiedensten Themen, z.B. Schwerbehindertenausweis, rechtliche Betreuung, Grundsicherung, Antrag Assistenzleistungen, Pflegeleistungen, Rentenleistungen, Teilhabeleistungen (soziale Teilhabe, Teilhabe am Arbeitsleben, Wohnen),…
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Umgebungsanalyse
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Ansprechpartner für WfbM, Wohnstätten, FBB, …
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Kompetenzanalytische Testung zur Einschätzung der Selbstständigkeit
- Analyse der Fähigkeiten des Patienten
- unabhängige Erprobung eines geeigneten Kommunikationshilfe
- bei Eignung Verordnung des Hilfsmittels
- Adipositasberatung
- Beratung bei einzelnen Erkrankungen inkl. der Erstellung von Behandlungsplänen
- Palliativberatung
